Bitte ein BID

Fortsetzung

Aufgrund der letzten, hohen Fluktuation hatten wir uns bei den anstehenden Bewerbergesprächen darauf geeinigt, weg von den größeren Bewerberrunden, wieder hin zu den Einzelgesprächen. Nach der Bewerberrunde stimmte ich die weiteren Einzeltermine ab und es dauerte auch nicht lange, bis ich an dem besagten Mittwoch den Anruf von meinem Chef Führungskraft erhielt, mit der Frage, weshalb ich einen zweiten Termin mit den potentiellen Kandidaten gemacht habe.

Mitte September, also doch relativ zügig, bekam ich einen Termin bei einem Psychotherapeuten. Ein paar Selbsteinschätzungsbögen ausgefüllt, ein paar offene und ein paar gezielte Fragen beantwortet, erhielt ich schnell die Diagnose „Depression“ und „Burnout“ ist eine Art von Depression. Der Arzt schaute auf meine persönlichen Daten und weil in in einer BKK krankenversichert bin, empfahl er mir die Teilnahme am „BID – Bielefelder Intensivprogramm Depression“ (PDF) in der Psychiatrische Institutsambulanz (PIA).

Ein Anti-Depressions-Programm im Schnelllauf von knapp 3 Monaten, taugt das etwas? Ja, in dieser Zeit habe ich viel gelernt, was es überhaupt bedeutet Depression zu haben und wie man mit veränderter Einstellung und Ansichtsweisen vieles beeinflussen und abfedern kann. Begleitend zu den Tagen ist auch der regelmäßige Besuch beim Psychologen/-therapeut ein Teil dieses Programms. Ich muss aber betonen, dass ich mit der Diagnose Burnout weniger Probleme und Symptome habe, als bei einer „klassischen Depression“, die auch das Privatleben und deren Stimmung sehr stark beeinflusst.

Mitte Januar war das Intensivprogramm beendet und nach einem weiteren Monat stieg ich mit der „betrieblichen Wiedereingliederung“ über 4 Wochen ein. Ich war und bin immer noch erstaunt, wie schnell und gut ich mich wieder zurückgearbeitet habe. Anderthalb Jahre liegt der Wiedereinstieg zurück und seit dem sehe ich einiges anders, vieles gelassener und lasse auch weniger Stress an mich rankommen. Wutausbrüche im Bezug gibt es seit dem überhaupt nicht mehr und eine belastende Stresssituation verspürte ich in diesem Zeitraum nur ein einziges Mal. Und das in einer Zeit, in der ich für knapp 50 Mitarbeiter:innen als Teamleiter die Verantwortung und Koordination trug, inkl. zweier Schulungsgruppen.

Natürlich erhielt ich Medikamente, die auch auch weiterhin einnehme, aber wahrscheinlich zum Jahresende abgesetzt werden können. Natürlich bin auch auch noch in Therapie, aber das alle 6 Wochen für 30 Minuten. In diesen Sitzungen geht es um eine Sache, die ich seit meiner Twen-Zeit habe und auch eher als negative Charaktereigenschaft abtat, die latente Aggressivität und Reizbarkeit oder wie es im klinischen Bereich lautet: „Impulsivität“, etwas, das eine gute Freundin mir auch schon „attestierte“. Auch hier kann ich guten Glaubens sagen, dass dieses „Anger Management“ mir auch schon sehr gut geholfen hat. Nicht vollständig, aber erkennbar gelassener.


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